Finishing

Das erste Exemplar ist fertig, die übrigen 19 warten aufs Binden, und der Herbst, der mich den ganzen Sommer über beschäftigt hat, ist nun auch da.

Wie schon bei Mehr oder weniger verwende ich ein 30g-Chinapapier, damit sich der Druck verschiedener Seiten überlagert und interferiert. Aber die Farbigkeit ist reduziert auf weiß/grau/schwarz, und zum ersten Mal verwende ich kurze Texte, die ich eigens für dieses Projekt geschrieben habe.

Letztlich geht die Idee zu dem Heft auf das Jahr 1986 zurück, als ich völlig unvorbereitet in einer Belgrader Buchhandlung auf ein schmales Taschenbuch von Miloš Crnjanski traf: Dnevnik o Čarnojeviću, Tagebuch über Čarnojević. Der erste Satz nahm mich, obwohl ich damals kaum Serbisch konnte, so gefangen, dass ich das Buch kaufte und lesen wollte. Das war für meine damaligen Sprachkenntnisse zu ambitioniert, es blieb bei hart mit Wörterbuch erkämpften sechs, sieben Seiten. Aber dieser Satz hatte sich in meinem Kopf festgesetzt, auf Serbisch und in meiner damals komplett laienhaften Übersetzung: Jesen, i život bez smisla. Herbst, und das Leben ohne Sinn.

Bereits 2005 manifestierte sich die idée fixe in einem Ordner für den artclub in Köln. Damals habe ich den Anfang des „Tagebuchs“ über eine ziemlich lange Strecke händisch abgetippt, um ihn auf Leinwandstreifen per Nadeldrucker auf eine Art Banderole zu schreiben. Auf serbisch. Dazu ebenfalls eigene Texte, die nichts mit Crnjanski zu tun hatten, sondern mit meinen persönlichen Affinitäten. Und mit nur halb verstandenen astronomischen Realitäten, Solstitium und so.

Nun also der zweite Herbst, manche Texte und Bilder greifen auf den 2005er Ordner zurück, andere sind neu. 32 Seiten, 32 Holzschnitte, Buchdruck (mit Handsatz), acht Texte plus Motto plus Impressum. Einband aus Vinyltapete (fühlt sich toll an!). ca. 24 x 21 cm (schwankt leicht, weil handgeschnitten), Fadenheftung.

Was die serbischen Sonderzeichen betrifft (š, Č, ć), habe ich kapituliert – es war keine Schrift mit vertretbarem Aufwand zu finden, in der sie enthalten gewesen wären.

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